DAS UNBUCH

5 Mär
Ich hatte in einer Buchhandlung ein teures Buch gekauft. Als ich dieses Buch am darauf folgenden Abend durchblättern wollte, ließ es sich nicht aufschlagen. Am nächsten Morgen ging ich zurück in die Buchhandlung und wollte das Buch reklamieren. Dort versicherte man mir, es gebe keine Bücher, die sich nicht aufschlagen ließen. Man warf mir sogar vor, das Buch absichtlich ma­nipuliert zu haben. Erst heftige Interventionen meinerseits zeigten Erfolg und ich bekam ein neues Buch. Der Geschäftsführer persönlich ließ versiert jede einzelne Seite dieses Buches vor meinen Augen an seinem Daumen vorüber rascheln. Erst danach drückte er mir das Umtauschobjekt als völlig intaktes Werk der Weltliteratur und der Buchbindekunst in die Hand. Ich sah ihm seine Befürchtung an, dass ich am nächsten Tag neuerlich in einer Reklamations-An­gelegenheit erscheinen könnte. Zu seinem Schrecken kam ich auch wieder. Mit dem Buch! Denn alle Wörter darin waren durchgestrichen. 

(c) 2023 LitterART

BÜCHERSCHLÄGE II

6 Feb

.

Bücher, die ich aufschlug,

schlugen zu.

Bücher, die ich aufschlug,

schlugen zu

und klemmten mir

Körperteile ein.

Ich schlug zurück,

schlug keine Bücher

mehr auf.

:

Die Bücher,

die ich nicht mehr aufschlug

schlugen zurück.

Die Bücher,

die ich nicht mehr aufschlug

schlugen zurück und verstaubten.

Erst Ausschlag!

Später Ausschläge!

Stauballergie.

Ausschlaggebend

Für weitere Aufschläge . . .

.

(c) LitterART 2022

SPRUNGBRETT

6 Feb
Motiv: Architekturmodell von Daniel Leidenfrost, Foto: LitterART

.

Auf dem Sprungbrett

Iche ich.

Unter mir die Wolken,

Schwarz wie Altöl in frischer Milch.

:

Gelb wie Altmilch in frischem Öl,

Ober mir die Wolken.

Ich iche

Unter dem Sprungbrett.

.

(c) LitterART 2022

ZUGEFLOGEN

25 Jan

Frau B. ist am Sonnabend eine weiße Wolke durch das offene Fenster ihres Schlafzimmers zugeflogen und hat sich zu ihr ins Bett gelegt. Gegen Mitternacht ist die weiße Wolke schwarz geworden, hat Frau B. mit Blitzen gequält und sie ganz naß gemacht. Am folgenden Morgen war es zum Glück wieder wolkenlos.

(c) LitterART 2022

WOHNUNGSWOLKE

15 Jan

Ich hatte mir ein Wolke für die Wohnung in der Größe eines Kopfkissens gekauft. Sie war schön, spendete regelmäßig Regen und ich ließ sie zumeist über den Topfpflanzen im Wohnimmer schweben. Letzte Nacht gab es allerdings ein heftiges Gewitter. Der Hagel hat alle meine Kamelien vernichtet und der Blitz hat in meine Zimmerpalme eingeschlagen.

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BESETZT

28 Dez

Als der alte Herr in sein Bett steigen wollte, lag er schon drin, denn er hatte vergessen, dass er schon längst schlafen gegangen war.

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RESPEKT

20 Dez

Eine Kater wie der unsere, der Brieftauben aus dem katzensicheren Taubenschlag des ersten, Goldfische aus dem katzensicheren Zierteich des zweiten und Zuchthasen aus dem katzensi­cheren Kleintierstall des dritten angrenzenden Grundstückes als Jagdbeute mit nach Hause bringt, muss ein sehr listiges Tier sein, das auch von allen Nachbar*innen respektiert werden sollte.

ÜBERDACHT

23 Nov

Ein Schuldirektor, der sich mit dem Problem konfrontiert sah, dass es aufgrund des desolaten Daches in seine Schule regnete, suchte den Bürgermeister der Stadt auf, um sich bei ihm einen Rat einzuholen. Nachdem sich der Bürgermeister die Angelegenheit des Schuldirektors angehört hatte, entließ er ihn mit den Worten: „Haben sie ihr Problem eigentlich schon einmal selbst so richtig überdacht?“

Der Schuldirektor ging gleich auf dem Heimweg in einen Baumarkt und bestellte eine nicht geringe Anzahl Dachziegel.

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DER EMPORKÖMMLING

27 Apr

Der Mond schien auf seine schmutzigen Schuhe. Durch die Beine des etwa Fünfzigjährigen lief ein Zittern. Die Nerven. Der Kopf.

Er stand auf der Schwelle seines Hauses. Vor ihm lag der Wald, die Welt. Er ging los. Wie ein automatischer Mensch setzte er Schritt vor Schritt. Das von der Oberfläche des Erdtrabanten reflektierte Sonnenlicht warf bizarre Schimären in die nächtliche Landschaft. Der Wechsel der Lichter und Schatten erschien dem Geher geräuschvoll, obwohl er Erscheinungen wie diese gewohnt war. Ein wenig zog er den Kopf ein, während er die Ohren spitzte. Der Mann trug eine Wollmütze.

Unter den Tritten des Mannes knirschten Steine, Kiesel, krachten Hölzer. Bisweilen zerbarst eine Schnecke. Nach längerem Marsch kam er zu einer Industrieruine. Er hatte sie nie zuvor gesehen. Dort war ein anderer Mann. Diesen Mann kannte der Mann mit den schmutzigen Schuhen nicht. Dennoch gingen sie gemeinsam in das Innere der Bauwerke. Die Ruine stand weitgehend unter Wasser. Sie hatte kein Dach mehr. Die beiden Männer durchwateten das fahle Ziegelgemäuer im hüfthohen Wasser. Das Wasser war so klar, dass am Grund jede Einzelheit im Mondschein zu erkennen war. Sehr verwunderlich waren die unzähligen Stöße an säuberlich im Wasser gestapeltem Brennholz. Die Scheiter – Buche, Esche, Kiefer, Kirschbaum, Birnbaum, Fichte – waren schlierig. An manchen Stellen ragten sie aus dem Wasser. Zum Teil moderten sie und waren von Schwämmen bewachsen, manche davon orange und gelb. Mehrmals kamen die beiden Männer an Stellen, wo Treppen in die völlig überfluteten Keller hinabführten. Das Mondlicht verlief sich in den Wölbungen, in den Windungen, in den Dunkelheiten. Es war ganz still. Auch die beiden Männer wechselten kein Wort miteinander.

Der Mann, dessen Schuhe schmutzig gewesen waren, entdeckte in einem neueren Teil des verfallenden Gebäudes eine aufwärts führende, verkachelte Treppe in gutem Zustand. Er betrat sie und stieg hinauf. Aus seinen Schuhen und seiner Hose quoll das Wasser. Ihn fröstelte nicht. Der Aufstieg erhitzte ihn. Die Treppe führte weit hinauf. Er kam auf eine Terrasse, die von einer hohen Wand umgeben war. Auf der Suche nach einem Punkt, von dem aus er über die Bretterwand blicken konnte, stolperte der Mann über einen am kahlen Boden schlafenden alten Mönch. Dieser war in eine dünne Decke gehüllt. Er blickte kurz auf. Dann schlief er weiter. Der Mann nahm ihm ein elektronisches Buch ab, das er lose in den Händen hielt. Er schaltete es ein und fand Bilder, die eines Mönches nicht würdig waren. Da er diesen Mönch aber kannte, wusste der Mann, weshalb er solche Bilder besaß. Der Mönch war seltsam, aber harmlos. Der Emporkömmling gab ihm sein elektronisches Buch zurück. Daraufhin fand er eine Stelle, wo er über die Wand blicken konnte. Es war noch relativ dunkel. Der aufkommende Wind blies braune Blätter über den abblätternden, blau gefärbten Betonboden. In der Mitte der Terrasse stand ein kleines hausartiges Gebäude, das einmal eine Bar gewesen sein könnte. Rundum standen auch noch kleine Rundtische und Stühle auf der Terrasse herum. Außer dem Mönch schien schon ewig kein Mensch da gewesen zu sein.

Der Mann hatte große Sehnsucht nach einem Blick in die Ferne. Er zog sich hoch, stemmte seine Schuhe in eine Auskerbung. Noch einmal wandte er sich um. Da lag er, der Mönch, der Heruntergekommene. Er schlief ganz friedlich. Ein Stück fehlte dem Mann mit den triefnassen Schuhen noch, um die Wand überblicken zu können. Nun sah er, was er wollte. Im aufkommenden Morgenlicht lag vor ihm das Meer. Weite sah er! Viel Grau nahm er erst wahr, einiges an Dunkelgelb und Dämmerviolett, Ultramarin und Algenbraun, ein wenig Blattgrün. Da war auch eine kleine Insel. Der Wind frischte mehr und mehr auf. Eine salzige Brise schlug dem Schauenden ins Gesicht. Er war so glücklich. In vollen Zügen genoss er diesen Blick in die Welt. Er vergaß nahezu alles darüber. Nur über die Wand grübelte er nach. Er konnte nicht verstehen, weshalb sie errichtet worden war. Gegen den Wind? An diesem wunderbarsten Ort des Ausblickes?

In der Ferne schlug ein Vogel an. Auch Möwen waren von irgendwoher zu hören.

(c) LitterART 2021

KOPFWEHRÄUME: https://litterart.wordpress.com/2009/09/10/kopfwehraume-i/

DIE STADTFAHRT

18 Apr

Ich fuhr durch die Stadt. Mit einem alten, kleinen, zweitürigen, roten Auto. Der jüngere, größere, mehrtürige und weniger rote war anderweitig unterwegs. In wichtigen Angelegenheiten. Ich hatte einige Besorgungen in Graz zu machen. Hinten saß der Hund. Bei jeder Grünfläche, jedem Park schaute er sehnsüchtig aus dem Fenster. Da er seit meiner Abfahrt von der entlegenen Hütte am Land nicht aus dem Wagen gekommen war, wollte ich ihm eine Freude machen und ihn bei nächster Gelegenheit aussteigen lassen. Für eine Rasen- und Schnupperrunde. Auf der Suche nach einem Parkplatz kam ich kreisend zweimal am Augarten, an den Murkais und an der Westseite des Schlossberges vorüber. Dabei sah ich mir die Leute an. So viele wie sonst waren wegen Corona nicht unterwegs. Die Lokale und viele Geschäfte hatten ja geschlossen. Inzwischen war es knapp nach 18 Uhr. Mir fielen zahlreiche junge Menschen auf. Sie waren chic, teils businessmäßig gekleidet und hatten – nicht selbstverständlich in Zeiten wie diesen – auffallend gepflegte Frisuren. Sogar die Radfahrer. Ich hatte eine nicht mehr ganz neue Hose mit einem Fettfleck im Oberschenkelbereich an. Ich trug einen rostfarbenen Pullover, der noch vom Heizen des Kachelofens vor dem Verlassen des Hauses einen Russfleck am Ärmel hatte. Darüber eine kurzärmelige grünbraune Jagd-Steppjacke, obwohl ich, das muss ich schon dazu sagen, kein Jäger war, aber diese Kleidungsstück wegen der vielen Taschen und des angenehmen Tragekomforts gern mochte, wenngleich es nun für die Stadt nicht ganz geeignet schien, zumal es, wenn ich so an mir herab blickte, von den vielen Waldwanderungen mit dem Hund etwas mitgenommen war und eine baldige Reinigung vertragen hätte. Nicht das es schäbig aussah oder richtig schmutzig war. Aber im Vergleich zu den gestylten Passanten draußen kam ich mir mit einmal unpassend gekleidet vor. Außerdem war es für Mitte April saukalt und windig draußen, obwohl gerade ein blauer Himmel zu sehen war und die Abendsonne schien, es hatte die letzten Tage auch immer wieder bis in die Täler herab geschneit. Die kurzärmelige Jacke war zu kühl. Langärmelige hatte ich keine dabei. „Für meine Jacke ist es zu kalt zum Spazieren gehen!“ sagte ich, in den etwas verstellten Rückspiegel blickend, zum mitfahrenden Hund, der einem Rassehund nachblickte, welcher gerade vom Hundefriseur zu kommen schien. Und ich fügte, eben daran erinnert, hinzu: „Und mit dir kann man sowieso nicht unter die Leute. Schau mal, wie du aussiehst! Viel zu langes ungepflegtes Fell – sogar noch Blätter vom Herumwälzen darin und die Dornenäste, die wir nicht heraus bekommen haben, im Buschschwanz!“ So hatte ich gleich zwei Ausreden, nicht stehen bleiben und mit dem Hund, der ein ganz lieber, hochintelligenter, sensibler Mischling war, eine Runde in der Stadt gehen zu müssen, was er allein schon wegen der vielen Hundegerüche, die es bei uns am Land nicht gab, so gerne getan hätte: Die zu kühle Jacke und den nicht gesellschaftsfähigen Hund.

Dass es in Wirklichkeit mein eigenes, plötzlich aufgekommenes Minderwertigkeitsgefühl war, bedingt durch meine mir nicht stadtaffin erscheinende Kleidung und einige andere Gründe, darunter eine mich selbst erschreckende, ununterdrückbare plötzliche Menschenscheu, ausgelöst vielleicht durch den monatelangen Coronarückzug, Homeoffice und damit verbunden Stadtferne und Trubelentfremdung, das wollte ich mir erst nicht eingestehen. Wahrscheinlich hatte ein bei der Fahrt in die Stadt im Autoradio gehörter Beitrag über ein eben erschienenes Buch zu meiner Stimmung beigetragen. Das Buch hieß – ich bin oft ziemlich vergesslich, jetzt fällt es mir der Titel nicht ein. So ähnlich wie „Pussy Riot“. Egal. Es war jedenfalls um gängige Schönheitsideale in unserer Gesellschaft gegangen, die ihren Ursprung, Jahrzehnte zurück liegend, in der amerikanischen Kultur hatten. Alt, unrasiert am Körper, Bauchansatz, unathletisch, ungestylt und alles in der Art ging nicht! Was hatte ich erst kürzlich von einer jungen Dame gehört? Wäre sie nicht, vom Kopfhaar abgesehen, am ganzen Körper glatt, käme sie sich schmutzig vor. Schmutzig!? Deshalb? Ojemine, ich, der ich bisher nie näher über dieses Thema nachgedacht hatte, kam mir sogleich und womöglich erstmals im Leben nicht mehr so ganz zugehörig vor – – – Zumindest weiße Hautfarbe hatte ich. Schlank? War ich das? Naja? 185 Zentimeter groß und so an die 87 Kilo schwer. Mit 35 hatte ich 77 Kilogramm und fuhr flux mit dem Rad, damals noch ohne Elektroantrieb, hohe Berge hoch, um oben eine Zigarette zu rauchen, und dann im halsbrecherischen Renntempo ohne Rücksicht auf Verluste über Stock und Stein wieder die Hänge hinunter. Und auch beste Kleidung war mir damals noch wichtig. Lederjacke, Pulli und Schuhe, nicht selten snobmäßig direkt in Venedig gekauft. Damals gab es dort noch zahlreiche exquisite Modegeschäfte statt der nun alles überwuchernden Made-in-China-Tourismus-Läden.

Ach ja, „Riot, don’t diet“ hieß das besprochene Buch! Revolte! Gegen den rundum wütenden Verfall gewohnter Werte, den immer gewaltiger, immer subtiler auf uns wehrlose Menschlein einwirkenden Mitmach-, Erfolgs- und Schönheitsdruck, gegen die Zwänge, den die uns zu Konsumsklaven machen und uns dazu bringen, nicht mehr die eigenen Wünsche zu erfüllen, sondern die permanent in Presslufthammermanier neu in uns implantierten der anderen, ohne dass es die meisten von uns merken.

Ich war in Gedanken. Nicht dass etwas passierte! Ich musste auf den Verkehr achten. Die Ampel am Kaiser-Franz-Josef Kai, Höhe Schlossbergplatz, stand auf Rot. Wenige Menschen. Ein junges Paar flanierte vorüber. Beide schön. Beide glatt, nein, nicht so, glatt vom Eindruck her – ohne Makel – exklusiv in Schwarz gekleidet, wohl Kunst- oder Architekturtypen, die ihre innere Haltung nach außen trugen. Sie sahen sich um, als wollten sie sich orientieren. Touristen? In Coronazeiten? Zu meiner Erleichterung bog vom Mursteg her ein salopp gekleideter Radfahrer mit einem Lächeln auf den Murradweg ein. Sein Rad war mindestens doppelt so alt wie mein Auto.

Revolte! Mir fehlte die Kraft dazu. Jedoch, so schoss es mir ein, ich hatte doch längst revoltiert! Als Resultat meines Aufstandes saß ich so, wie ich über Jahrzehnte geworden war, stadtflüchtig vom Land kommend in diesem alten Auto. Und ich war selbst alt geworden, Ganz ohne mein Zutun. Und im Moment fühlte ich mich nicht glücklich. Ich fühlte mich schwach. Zumindest nicht schmutzig!

Der Hund auf dem Rücksitz fiel mir ein. Ich beugte mich zu ihm. Er hatte seinen typischen geduldigen „Ichwillbitteendlichhinausblick“. Gerade wollte ich sagen: „Gleich steigen wir aus!“ Da wurde es grün. Hinter mir mächtige chice SUVs, ein schwarzer Mercedes, auch ein Bentley, einige E-Autos. Alle brandneu. Ein freier Parkplatz auf Höhe Schlossbergbahn. Ich wurde langsamer. Der Hund beutelte sich schon zum Austritt, die Zeichen deutend, wie er es immer kurz vor seiner Sitz-und-Warte-Erlösung immer tat. Ich fuhr vorüber. Noch einer. Noch zwei. Die Sonne schien so schön. Nein! Ich konnte nicht in Graz aussteigen. Ein andermal, diesmal nicht.

So fuhr ich weiter und weiter Richtung Stadtausfahrt im Freitagabendverkehr. Und als wir endlich außerhalb des Stadtgebietes waren, sagte ich zum Hund: „Gleich sind wir daheim. Bei den Katzen. In der Freiheit. Im Wald. Wo uns keiner stört. Dann kannst du laufen!“

Es gab viele Wege nach Hause. Ich fuhr noch in unserem Wohnbüro vorbei, Post holen. Eine AMAZON-Sendung lag auch vor der Tür. Dann wählte ich den Weg über Rein und den Plesch. Die Merkmale der Zivilisation lichteten sich nach Passieren des Stiftes schlagartig. Noch einige wenige Häuser, noch einmal ein Ortsschild und gleich wieder Ortsende. Dann die Straße hoch durch den Wald. Sie war in Arbeit. Der alte Asphalt war weggerissen, alles rumpelig, steinig, das alte Fahrwerk schlug ein wenig unter mir. Ich kurbelte das Fenster einen Spalt herunter. Ich konnte wieder freier atmen. Ab dem Pleschwirt öffnete sich die wundervolle Aussicht in die West- und Teile der Nord- und Ost-Steiermark. Von der Gleinalpe her zogen dunkle Schneeschauer vor die tief stehende goldige Sonne. Ein ergreifendes Hinterleuchtungsschauspiel. Zur Linken blauer Himmel. Einzelne Schneeflocken tanzten auf die Windschutzscheibe herab, scheinbar ohne, dass jede von ihnen wusste, wo sie eigentlich hin wollte. Als wir nach geraumer Zeit, ohne einem Fahrzeug oder Menschen begegnet zu sein, zuletzt über die sich durch den Wald hoch windende Schotterstraßenzufahrt daheim ankamen, schneite es dicht. Die Katzen kamen uns entgegen gelaufen und begrüßten uns freudig. Es war bitterkalt und windig. Den Kachelofen hatte ich ja vorgeheizt.

(c) LitterART 2021