Tag Archives: unheimlich

DAS BRAVE KIND

16 Nov

Mit diesem Kind war das so eine Sache! Es lag im Bett. Seit Jahren. Am Rücken lag es. Seine Augen waren auf den Plafond gerichtet. Sie bewegten sich nicht. Alles war starr an diesem Kind. Auch die Hände. Die Beine. Das Fühlen. Das Denken. Die Lippen. Das Kind lachte nicht. Das Kind weinte nicht. Das Kind sprach nicht. Es schwieg. Dem Kind war das so befohlen worden. Es gehorchte. Es kannte nichts anderes. So war das nun einmal.

Eines Morgens kam eine Person in das Zimmer, in dem das Kind seit Jahren reglos am Rücken lag. Das Fenster stand offen. Draußen war es grau, aber lau. Die Blätter des Baumes im Lichthof raschelten im Wind. Sie fielen herab wie gelbe Flocken. „Du darfst jetzt aufstehen und hinaus gehen!“ sagte die  Aufsichtsperson. Sie verknüpfte das jedoch mit einer Bedingung. Bevor das Kind das Bett verlassen dürfe, müsse es die Bettdecke auffressen.

Bis zum nächsten Morgen hatte das Kind die Decke aufgefressen. Vollständig! Das wurde auch geprüft. Als sich das Kind mit Genehmigung der Aufsichtsperson aus seinem Lager erheben wollte, gelang ihm das nicht. Nun lag es weiterhin da. Ohne Bettdecke. Es war nun völlig ungeschützt. Und es fror. Schließlich stand neben dem Fenster nun auch die Tür offen. Draußen regnete es und es war kalt. November eben!

(c) LitterART 2020

Miba Eisbraun . THREE STATEMENTS ABOUT ART . 2012

23 Feb

Miba Eisbraun

THREE STATEMENTS ABOUT CONTEMPORARY ART

The greatest  ever

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Miba Eisbraun with Irmgard J. Eisner

Orginal version in FULL HD  ǀ  3’00“

Miba Eisbraun . © 2012

mibaeisbraun.com

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DER MOND

30 Jan

DER MOND - By LitterART, 30/01/2010 ©

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DER MOND

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Der Mond

Zieht Träume aus dem Kopf

Und lässt sie verdunsten.

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By LitterART, 30/01/2010  ©

KEIN SCHLÄCHTER MENSCH (DIE NACHTIGALL)

11 Jan

DIE  NACHTIGALL – By LitterART, 11/01/2010 ©

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KEIN SCHLÄCHTER MENSCH

(DIE NACHTIGALL)

Einem Herrn war ein Vogel zugeflogen. Einen Vogel wie diesen hatte er noch nie gesehen. Das Tier war recht groß. Sein Rücken war braun. Sein langer Schwanz war rötlich. So sahen Drosseln aus. Das Fenster stand offen. Der Vogel hatte sich auf die Stuhllehne gesetzt. Er flog nicht fort.

Am Abend bekam der Herr Besuch. Der Vogel wurde als Nachtigall identifiziert. Der Besuch ging wieder. Es wurde Nacht. Doch die Nachtigall sang nicht. Diese Drosselart ist sehr scheu. Der Herr stellte seinem gefiederten Gast ein Schälchen Wasser auf den Tisch. Lange sah die Nachtigall den Herrn an. Dann hopste sie herbei. Sie trank. Der Angesehene beobachtete sie genau. Sie war verletzlich. Die Nachtigall hatte eine gepiercte Zunge. In der Zunge trug sie einen goldenen Ring.

„Singe!“ sagte der Herr zur Nachtigall. „Singe!“ Der Vogel schwieg. Es wurde finster. Der Herr schaltete kein Licht an. Das Tier und der Mensch saßen sich gegenüber. Beide konnten einander im Dunkeln nicht sehen. „Singe!“ sprach der Herr. Im Raum blieb es ganz still.

Der Herr musste am nächsten Morgen früh aus dem Bett. Wegen der Nachtigall war er lange aufgeblieben. Er hatte sie singen hören wollen. Draußen graute der Morgen. Die Nachtigall saß auf dem Tisch. Neben ihr stand das Schälchen mit dem Wasser. Hinter dem Vogel stand eine Vase. In dieser welkten Gerbera. Der Herr sah zum offenen Fenster hinaus. Der Morgenstern leuchtete am Himmel. Die ersten Amseln schlugen an. Es roch nach frischer Erde. Es schmeckte nach Nacktheit.

Der Herr stand auf. Er holte Hammer und Nagel. Die Wand hinter dem Tisch war schmucklos. Der Herr schlug einen Nagel an ihr ein. Der Vogel rührte sich nicht. Er schien zu schlafen. Vielleicht war er auch krank.

Der Herr fasste nach dem Vogel. Er drückte ihm den Schnabel auf. Der Zungenring kam zum Vorschein. Der Herr band ihn an einen Schnürsenkel. An diesem hing er den fremden Gast am Nagel auf. Danach bereitete sich der Herr ein Frühstück. Er nahm es am Tisch ein. An der weißen Wand hing die Nachtigall. Die Morgensonne fiel auf ihr Gefieder. Das Tier flatterte. Es glich einem gefangenen Fisch. Es erinnerte auch an einen Erhängten. Der Schnürsenkel zitterte. Der rote Schwanz berührte die Tischplatte nicht. Der Herr trank Kaffee. Dazu aß er eine Buttersemmel. Aus dem Radio waren grauenhafte Nachrichten zu hören. Es folgte Kammermusik. Im dunklen Auge des Singvogels war ein gellender Glanz. „Schweige!“ sagte der Herr im Gehen.

Tagsüber hatte der Herr nicht an die Nachtigall gedacht. Im Abendblau kehrte er in die Wohnung zurück. Die braune Nachtigall hing immer noch an der weißen Wand. Unter dem grauen Nagel hing sie. Ihr Zungenring glänzte golden. Festgebunden baumelte sie am schwarzen Schnürsenkel. Der Herr hielt sie für leblos. Er schenkte ihr keine Beachtung. Der Dunst der toten Gerbera stieg zur Hängenden auf. Der Vogel lebte noch. Seine Zunge hing ihm aus dem Schnabel. Der Herr holte eine Zange. Mit dieser zwickte er den Zungenring durch. Vorsichtig umfasste er den Vogel. Behutsam setzte er ihn auf den Tisch. Der Herr fühlte Gefühle. An sich war er kein schlächter Mensch. Ein Schälchen Wasser stellte er dem Wesen hin. Die Nachtigall bekam auch ein Näpfchen gekochten Reis. Jedoch: Sie trank nicht. Sie fraß nicht. Sie saß nur so da. So schön wie am Vorabend sah sie nicht mehr aus.

Der Herr wusste: Die Nachtigall würde auch diesmal nicht singen. Sie sang auch nicht. Der Herr ging früh zu Bett. Die Fenster hatte er wieder offen gelassen. Vor Mitternacht schrien die Käuze in den Bäumen. Gegen drei Uhr früh zog ein Gewitter auf. Am Morgen gurrten die Tauben im Dachgebälk. Am Vormittag schlugen Tropfen auf das Fensterblech. Der Herr ging sich ein Glas Wasser holen. Es war Sonntag. Der Vogel war nicht mehr da.

Der Herr hatte Angeln gehen wollen. Es war kühl. Es war grau. Es regnete. Kurz entschlossen ging der Herr zu einer Frau. Er wollte vieles von ihr. Sie konnte ihm nichts davon geben. Sie erwarte einiges von ihm. Er verweigerte ihr alles. Die beiden verbrachten den Tag dennoch gemeinsam.

Am Abend klarte es auf. Der Einsame kam trübselig nach Hause. Aus seinem Fenster hörte er den Gesang einer Nachtigall. Freudig lief er die Treppe hoch. Er sperrte die Wohnungstür auf. Er konnte sein Herz springen fühlen. Ein Luftzug fuhr durch die Wohnung. Der Herr blickte zu Boden. Federn wehten ihm entgegen. Sie waren rötlich und braun. Etwas huschte aus dem Fenster. Auf dem Gesims flüchtete ein Schatten. Es raschelte im Efeu. Die Nachbarn hatten einen Kater. Die Nachtigall sang nicht mehr.

By LitterART ©

DOGFLIGHT – THE ARRIVAL

3 Okt

 DOGFLIGHT – THE ARRIVAL

DOGFLIGHT - THE ARRIVAL, LitterART 2009 ©

DOGFLIGHT - THE ARRIVAL, LitterART 2009 ©

“Here am I sitting in a tin can
Far above the world
Planet earth is blue
And there’s nothing I can do.”

Space Oddity, David Bowie, 1969

 

<a href=“http://www.youtube.com/watch?v=D67kmFzSh_o“ rel=“nofollow“>www.youtube.com/watch?v=D67kmFzSh_o</a>

Actors: Barbara, our dog Fly, our Landy and our extraterrestrial guest „Spunky“, who invited us all together to a magnificant flight into the outer space

By LitterART, 03/10/2009 ©

 

KOPFWEHRÄUME I

10 Sept

KOPFWEHRÄUME I

THE HEADACHE ROOM (ASYLUM) I - By LitterART 2009 ©

THE HEADACHE ROOM (ASYLUM) I - By LitterART 2009 ©

Nahezu alle Häuser und Wohnungen haben sie: Kopfwehräume. Diese Räume liegen immer versteckt. Ihre Zugänge sind meist unsichtbar.

In Kopfwehräume geht niemand freiwillig. Man sucht sie nicht auf. Man befindet sich plötzlich in ihnen.

In Kopfwehräumen werden keine offenen Ausgänge wahr genommen. Fenster und Türen dieser Räume sind verschlossen. Sie scheinen offen zu stehen. Sie können dennoch nicht passiert werden. Es gibt unüberwindbare Barrieren. In Kopfwehräumen ist keine Orientierung möglich. Natürlich sind Ausgänge da. Es gibt auch Eingänge. Beide lassen sich aber nicht wie gewohnt nutzen. In Kopfwehräumen ist alles anders.

Kopfwehräume sind von schwachem Licht erfüllt. Das ist kein natürliches Licht. Das Licht besteht aus verdampfter Vergangenheit. Das Licht in Kopfwehräumen ist unerträglich. Dieses Licht kann Schatten werfen. An diesen Schatten verbrennt man sich die Träume.

Am gefährlichsten in Kopfwehräumen sind die bewusstseinsfressenden Blasen. In eine solche Blase kann man geraten. Man kann ebenso von ihr umflossen werden. Niemand ist jemals wieder gesund aus einer solchen Blase heraus gekommen.

In Kopfwehräumen zu schreien ist sinnlos. Schreie werden von außen nicht gehört. In Kopfwehräumen zu schreien ist auch nicht ratsam. Schreie vertausendfachen sich in ihrer Intensität darin. Das kann für darin Eingeschlossene zur Folter werden. Dieses Phänomen ist berüchtigt.

Aus Kopfwehräumen kommt man nicht so schnell heraus. Das ist schlimm. In ihnen erleidet man in jedem Fall Qualen an Körper und Seele. Das ist noch schlimmer. Man kann Kopfwehräume nicht meiden. Man wird von ihnen geholt. Es gibt kein Mittel gegen ihre Macht über Menschen. Kopfwehräume zählen zu den unangenehmsten Örtlichkeiten unserer Welt. Sie sind unheimlich. Kopfwehräume kennen keine Gnade. Viele kennen sie. Niemand mag sie.

In früheren Zeiten hat man in Kopfwehräumen Gebete gemurmelt. Das Beten hat aber auch nichts geholfen. In Kopfwehräumen herrscht absolute Gnadenlosigkeit. In jüngeren Zeiten nimmt man gegen die böse Wirkung von Kopfwehräumen Tabletten ein. Diese können Zugänge schließen und Ausgänge öffnen. Man muss aber eine Tablette bei sich haben. Auf die Wirkung von Tabletten verlassen sollte man sich nicht.

Kopfwehräume können einzeln oder in Verbänden vorkommen. Sie existieren seit der Erschaffung der Menschheit. Sie werden auch noch länger da sein. Vielleicht wird die Wissenschaft einmal ein Mittel gegen sie finden. Bisher ist das aber nicht der Fall. Das ist sehr bedauerlich!

Das Hubble-Teleskop soll jüngst Indizien für die Erhärtung einer Hypothese gefunden haben. Nach dieser Hypothese soll unsere gesamte Galaxie in einen kosmischen Kopfwehraum eingeschlossen sein. Darüber wird offiziell nicht berichtet. Vielleicht stimmt das auch gar nicht.

By LitterART, 10. September 2009 ©

MY SCARY BALLHEAD

6 Sept

DER KOPF

Foresteyes

FORESTEYES or MY SCARY BALLHEAD

Der Kopf ist etwas, das der Körper mit sich herum trägt. Die Menschen wissen das. Den Tieren ist das vielleicht nicht so bewusst. Sie transportieren ihren Kopf einfach so mit sich. Warum sie das tun, das  ist ihnen nicht klar. Die allermeisten Lebensformen unserer Erde haben einen Kopf. Sogar der Kohl besitzt einen. Der Kopf  wird benötigt. Ohne ihn könnte der Körper ihn nicht mit sich tragen.

Durch den Kopf geht vieles in den Körper hinein (Flüssigkeiten, Nahrung, Eindrücke). Heraus geht aus ihm auch ab und an etwas (Rotz, Spucke, Tränen, Blut, Mageninhalt, Schimpfworte, böse Blicke). Das ist aber wenig erbaulich. Positiv ist es jedoch, wenn ein Mensch singt oder etwas Schönes sagt. Dann kann man davon sprechen, dass auch der Kopf etwas Gutes von sich geben kann.

Weil in der heutigen Zeit so vieles von außen in die Köpfe eindringt, sind die allermeisten von ihnen innen verschmutzt und vergiftet, zumindest aber nicht aufgeräumt. Das ist so, als würde man jahrelang immer Gerümpel in ein und dasselbe Zimmer stellen und kübelweise Müll hinein schütten, ohne dass jemand kommt, der aufräumt und den Unrat beseitigt.  Es gibt niemanden, der Köpfe wieder ganz rein machen bzw. entgiften kann. Das geht höchstens ein ganz klein wenig (beim Psychiater etwa).

Es ist in unserer Gesellschaft auch nicht erlaubt, alles öffentlich aus dem Kopf heraus zu lassen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten darf heute aber das Meiste einfach so aus dem Kopf heraus gelassen werden. Manches muss aber drin bleiben. Oft wütet das dann im Kopf und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen.

Ist der Kopf schwerer als der Körper, zieht es ihn nach unten. Man spricht dann von „kopflastig“. Kopflastigkeit ist nicht sehr angenehm. Der Kopf muss dann unten sein, während die Beine des Menschen oben sind.

Bei angenehmen Temperaturen zeigen die Menschen für gewöhnlich ihre Köpfe. Ist es zu heiß oder zu kalt, verhüllen sie diese. Der Kopf benötigt angenehme Temperaturen. Doch selbst bei diesen kann es vorkommen, dass man auf unserer Welt vom menschlichen Kopf nichts sieht. Das ist der Fall, wenn jemand seinen Kopf schützen will und einen Helm trägt. In seltenen Fällen verbergen Menschen mit bösen Absichten ihren Kopf unter einer Haube oder einem Strumpf (bei einem Überfall zum Beispiel). Im Fasching ist das alles ganz anders. Da kann der eigene Kopf auch von ganz normalen Menschen verhüllt oder deformiert werden.

Vor langer Zeit soll es Köpfe mit Heiligenscheinen gegeben haben. Da in unseren Zeiten alles nur mehr eilig, aber nichts mehr heilig ist, gibt es auch keine Heiligenscheine mehr.

Der Kopf kann schmerzen.  Für diesen Fall gibt es Kopfwehpulverl oder Schmerztabletten gegen Zahnweh. Helfen Medikamente nicht, ist dringlich ein Arztbesuch zu empfehlen. Besonders weh tut es, wenn man mit dem Kopf  gegen die Wand rennt, wie es so schön heißt. Das ist keinesfalls zu empfehlen!

Wenn es heißt, jemand sei „kopflos“, ist damit nicht gemeint, dass der Besagte keinen Kopf habe wie etwa jene Menschen, die in der Französischen Revolution von der Guillotine geköpft wurden. Das bedeutet nur, dass ein solcher Mensch auf irgendeine Weise die Orientierung verloren hat. Es kann sein, dass er dann gegen Laternenmasten rennt oder etwas tut, was andere Menschen normalerweise nicht tun würden (z. B. einen Polizisten beschimpfen).

Auf KOPF reimen sich ZOPF und KROPF – und diese sind ihm ja auch zugehörig.

In den Köpfen der Menschen geht vieles vor. Was in jedem einzelnen vorgeht, das ist den anderen selten offenkundig. Die Menschen mögen es nicht so sehr, dass jeder weiß, was in ihren Köpfen drin ist. (In manchen ist es nicht so besonders viel.) Die Inhalte ihrer Köpfe lassen sie nur dann heraus, wenn keiner weiß, wer sie in Wirklichkeit sind. So etwas kann im Internet der Fall sein. Im Internet finden sich Inhalte vieler Köpfe. Darunter sind auch jede Menge von Menschen, die ihre Identität nicht verhüllen müssen, weil sie nichts Peinliches bzw. Verbotenes aus ihren Köpfen heraus lassen. Diese Inhalte sind sogenannte VERTRAUENSVOLLE. Ihnen kann man also vertrauen; sie können gefahrlos auch von Kindern angesehen werden.

Gefällt einem der eigene Kopf nicht, kann man ihn nicht mit einem anderen tauschen. Die Medizin ist noch nicht soweit, das zu vollbringen.
Meinen Kopf zeige ich Ihnen hier. Er sieht heute etwas seltsam aus.

Mit dem Kopf ist das so eine Sache!

 

By LitterART, 06/09/2009 ©